PROJECT

Generations Of Migration

„Generations of Migration“ ist ein generationenübergreifendes Album des Jazzpianisten Ilja Weigel, der Sie auf seine historisch-musikalische Reise mitnimmt. Die Reise beginnt mit seinen fünf Jazzkompositionen aus der Gegenwart. Die Kompositionen „The Call“ und „Folk Song“ bilden zusammen eine „West-East-Suite“, welche Sie in seine Vergangenheit, nach Russland befördert. In den Vier Jahreszeiten seines Vaters Friedrich Weigel aus den 80er Jahren beginnt ein neues Musikkapitel: Man hört den Einfluss der russischen Folklore und die Weiten des melancholischen Riesenlandes. Ab der Komposition „Summer Rain“ spielt Friedrich Weigel als „Special Guest“ auf dem Nationalinstrument „Bajan“! Spätestens hier ist man vollständig in Russland angekommen. Das Album schließt mit einer sehr schönen und verspielten Komposition von Andreas Weigel, Ilja Weigels Großvater, welcher als Vertriebener Wolgadeutscher in Sibirien in der „Trudarmee“ diente und damals die Liebe zur Musik entdeckte. Das Album bewegt sich zwischen Heute und Gestern, Ländern und Völkern, zwischen Jazz, Folk und Klassik. Es verwischt die Grenzen der verschiedenen Musikgenres. Vor allem ist es authentisch!



Compositions














CD-Besprechung von Klassik-Heute.com




Ein Selbstportrait muss nicht durch Aufbietung von möglichst viel artifizieller Leistung zu den Sternen greifen - wo es doch in erster Linie darum geht, mit Empfindung und Engagement Farbe zu bekennen: Der russlanddeutsche Pianist Ilja Weigel verkörpert dieses Prinzip auf seiner Debut-CD, wo er auch eigene familiäre Wurzeln offen legt.

Gemäß der russischer Musiziertugend hat er zunächst sein Instrument ohne Wenn und Aber unbestechlich zu spielen und zu beherrschen gelernt, kein Wunder, wenn man wie er aus einer echten Musikerfamilie stammt, wo das Musizieren wie die Luft zum Atmen dazu gehört. Wenn er sein aktuelles Album „Generations of Migration“ nennt, so zeugt dies von echtem Migrantentum, wenn dieser Pianist mit viel Aufgewecktheit zu neuen kulturellen und musikalischen Ufern aufbricht. In diesem Fall auch zum Jazz, wo er in der Ausdruckswelt eines Brad Mehldau oder Bill Evans heimisch geworden ist. Und zu noch viel mehr Dingen, die er liebt, bekennt sich Ilja Weigel: „Saint Petersburg“, oder „Northern Lights“ sind tief persönliche Stücke, die biografische Stationen und Sehnsuchtsorte musikalisch einfangen. Für solche Stimmungsbilder trägt Ilja Weigel breite imaginäre Pinselstriche aus der pianistischen Klangfarbenpalette auf, leitet weitgespannte Jazzimprovisationen, formuliert erzählerische Melodienbögen und entführt die Hörer auch gerne mal in harmonische Labyrinthe.

Weigels Anschlagskultur ist exquisit: Herrlich, wie er dynamisch zwischen linker und rechter Hand differenziert, wie er Akzente und Betonungen setzt, dass die Musik deutlich artikuliert „spricht“ und auch in bestem Sinne „balladesk“ fließt und schwelgt. Das ist durchaus über weite Strecken eine musikalische Wohlfühloase - aber eine, die tief empfunden und authentisch und nie eitel aufpoliert daherkommt!

Aber es kommt noch eine andere Welt ins Spiel: Nämlich jene der musikalische Heimat von Ilja Weigel und seiner Familie. Mit viel Lust rückt Ilja Weigel der Volksmusik des Ostens zu Leibe. Um Walzer und Polka geht es, auch wird es mal orientalisch. Allein mit sich ist der Pianist übrigens jetzt schon lange nicht mehr: Denn auf mehreren Stücken begleitet ihn sein Vater auf dem Bojan, einer Art Akkordeon. Diesen Klang, der sich hier spritzig-lebendig mit dem Klavier verbindet, hatte Ilja Weigel vermutlich von kleinauf im Ohr.

Stefan Pieper [11.05.2019]



Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Besprechung: 11.05.19